
Meine Erfahrungen als Erzieherin in Kurheimen an der Nord- und Ostsee
Als mehrfach Betroffene möchte ich von dem berichten, über meine Erfahrungen als Erzieherin in Kurheimen an der Nord- und Ostsee. Diese beiden Heime kommen auch hier vor, jedoch ganz minimal. Von einem Beitrag war ich erschrocken, dass selbst 1982 Vorfälle dieser Art haben.
Die Häuser gehörten zu einer religiösen Gemeinschaft. Ich selbst war 11 Jahre als Mitglied in dieser Gemeinschaft. Als junges Mitglied war ich in beiden Häusern tätig. In beiden Häusern herrschte der gleiche Stil.
Die Gestaltung der Häuser : Eisenbetten auch als Etagenbetten, so gestellt dass jeweils ein Hocker dazwischen passte und das in großen Sälen, sowie auch die Waschräume. Die Duschen erinnerten mich immer an ein Konzentrationslager, einfach erdrückend.
Der Tag selbst hatte eine straffe Ordnung. Die Gruppenstärke belief sich oft auf 20- 22 Kinder, bei den Jüngeren mit Praktikantin und bei den Älteren sehr oft nicht.
Der Tag für die Kinder begann um 7.30 zusammen im Waschraum, dann Frühstück vor und nach den Mahlzeiten beten, für manche Kinder befremdlich, aber das war als christlicher Träger und Gemeinschaft Pflicht. Je nach Wetterlage Aufenthalt Strand. 12.00 Mittagessen, dieses wurde von uns verteilt, durch meine eigene Erfahrung mussten die Kinder dass was sie nicht essen möchten.
Danach Mittagsruhe bis 14.30 da musste es Mucksmäuschen still sein. Wer lesen konnte dürfte das.
Oft habe ich selbst vorgelesen, allerdings benötigten wir von der Gemeinschaft auch die Zeit um unsere geistlichen Pflichten zu erledigen. Die Wache wurde geteilt mit einer Mitschwestern ohne pädagogischen Hintergrund und ganz oft mit Angst vor der Wache hatten, dem nicht gewachsen zu sein.
Manchmal, wer Pech hatte, hatte gleich zwei Gruppen zu bewachen. Um den Ganzen entgegen zu wirken, habe ich die Mittagsruhe oft ausfallen lassen und haben die Zeit dazu verbracht, die Gegend zu erkunden. Dazu haben wir dann unsere Kaffeebrote und etwas zu trinken mit genommen.
18.00 Uhr gab es Abendbrot, dazu waren leider die Brote schon fertig belegt. Man kam in den Gruppenraum und roch schon welcher Belag sich auf dem Brot befand.
19.30 hieße es ab in den Waschraum, Toilettengang und ins Bett. Als Abschluss noch ein Abendgebet und dann würde so lange vorgelesen, bis auch das letzte Kind schlief.
Für uns war das stets ein langer Tag, der schon um 5.30 begann und abends oft bis 22.00 – 23.00 ging.
Wir als Mitglieder bekamen nur einen freien Tag in der Woche, die Angestellten zwei. Jeden Sonntag kamen alle Gruppen zusammen und zeigten etwas zu einem bestimmten Thema. Einmal in der Woche traf der Besuch zum Wellenbad zu, bei der Anzahl der Kinder kein leichtes Unterfangen, besonders in der Hochsaison. Insgesamt bei so einer großen Anzahl der Kinder bedurfte es ein straffes Konzept in den ersten Tagen.
Es waren oft Kinder aus sozial geschädigten Familien dabei, die schon mal für ziemlich viel Wirbel sorgen können. Wichtig in den ersten Tagen, zu erfahren wie Grenzen sind. Bei der Vertretung kann es dann auch mal aus dem Ruder fallen. Bei einer Ablösung haben meine Jungs sechs Jahre alt die Stuhllehnen mit den Schneidezähnen abgeschabt, oder oben an der Decke kleben die Heringsschwänze usw.
Das Essen selbst war nicht immer unbedingt Kindgerecht, aber das ist so, wenn der Karten schon lang eingefahren ist.
Bevor ich nach 11 Jahren die Gemeinschaft verlassen habe, war es endlich soweit, dass die Kinder ihre Brote selbst schmieren durften, das war dann wesentlich entspannter. Und zum Schluss nicht vergessen jedes Kind bringt seine eigene Geschichte mit, das bei der Besetzung dem gerecht werden ist wirklich schwierig.
Anm. der Redaktion: Dieser Beitrag erreichte uns vor einigen Tagen als Verschickungserlebnis.
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