Aufarbeitung

Nachruf

Die ‚Tanten‘

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Das Leben wird dir noch

Flötentöne beibringen …

deinen Hochmut werden wir noch

in die Knie zwingen …

das Lachen wird dir

noch vergehen …

du wirst dich noch bescheiden

und danke sagen lernen …

Aber ich klettre über sie hinweg,

schwing mich in den Himmel

und werfe weiße Nelken

auf sie hinunter

Helga Überall

in: Den Arm voller Blumen für euch. Gedichte. 1994. Brigitte, S.86

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„Wir werden später jung als unsere Väter.

Und das, was früher war, fällt uns zur Last.

Wir sind die kleinen Erben großer Übeltäter.

Sie luden uns bei ihrer Schuld zu Gast.

Erich Kästner

Elegie mit Ei. In: Herz auf Taille, 1928, Weller

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Aufgrund der Verschickung hatte ich mit tiefer Verlassenheitsangst, chronischer Krankheit und einigen Spätfolgen zu kämpfen. Daraus entstandene Wut und Trauer zu bearbeiten, kostete mich enorme Zeit und Kraft. Die Bilanz folgender Worte, geschrieben über Erich Kästner, entspricht zutiefst auch meiner:

„Die Erkenntnis, dass die verlorene Zeit, die verlorene Kraft, der verlorene Mut nicht zu ersetzen sind, schmerzt. Die Nazis (…) haben ihm seine Lebensmitte genommen und damit unwiederbringliche Jahre der schöpferischen Reife, in denen sich seine Möglichkeiten hätten erfüllen können.“

Klaus Kordon

In: Die Zeit ist kaputt, 1998, Beltz&Gelberg, S.278

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